Donnerstag, August 16, 2007

Doofe Sprachkritik

Rechtschreibung ist mir total schnuppe. Ich bin immerhin der Mann, der sich von unserer Korrektorin erklären lassen musste, wo man jetzt eigentlich nochmal "ß" benutzt. Aber Leute, sprachliche Logik ist mir schon wichtig. Ich korrigiere hier gerade einen Text eines namenlosen Autors (ja ich meine DICH!) und bin zum ersten Mal geneigt, in dieses unerträgliche PISA-Die Jugend von Heute-Gewäsch einzustimmen. Ist hoffentlich gleich wieder vorbei. Damit´s schneller geht, mach ich mir hier mal Luft.

1. "Scheinbar" und "anscheinend" ist nicht dasselbe. Es ist noch nicht mal das Gleiche. (Ich finde nicht, dass ich gerade einen Rechtschreibfehler begangen habe, *pfeif*)

2. Die Ersetzung des Relativpronomens "der, die, das" durch "welcher/welche/welches" wirkt nicht raffiniert, sondern nur gestelzt.

3. Umgangssprachlich wird im Deutschen nie und nimmer das Präterritum verwendet. Normale Menschen reden gefälligst im Perfekt. Die grammatikalische Richtigkeit hat sich hier in jedem Fall der stilistischen Korrektheit unterzuordnen.

4. Übersetzungen sind nicht leicht, ja. Gerade bei UA, wo man wirklich auch in der Umgangssprache fit sein muss und mit ganz unterschiedlichen Tonfällen konfrontiert wird, von obskuren Popreferenzen und Magiejargon ganz zu schweigen. Ich bin der Letzte, der da bhaupten könnte, immer den richtigen Ausdruck zu wählen. Aber dass "psychic powers" auf keinen Fall "psychische Fähigkeiten" sind, ergibt sich doch schon durch etwas Nachdenken und einen kurzen Blick auf den Zusammenhang - abgesehen von der Frage, ob "psychische Fähigkeiten" im Deutschen nicht auch eher "geistige Fähigkeiten" währen. "A former businesswoman" ist keine "frühere Geschäftsfrau", allenfalls eine "ehemalige"; man sagt ja auch nicht "Frühe Geschäftsfrau fängt den Wurm", sondern "Die frühe Geschäftsfrau trug Rock und Bluse, die frühere durft nur Sekretärin sein, heute sind diese ehemaligen Vorschriften veraltet und es herrscht ein anderer Wind". Es geht hier also gar nicht um Unsicherheiten im Englischen, sondern im Deutschen. Brrr.

So, genug gemeckert. Und Abbitte an den nicht genannten Übersetzer, denn für mit ohne Geld hat er einen ziemlichen langen Text aus purer Freundlichkeit übersetzt, was ihm Dankbarkeit und nicht Spott eintragen sollte. Gut, irgendwas muss ich ja auch noch machen. Wenn ich das bloß nicht machen müsste.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hm, ich hab schon 'nen Moment lang gedacht, du meintest mich. (Wo du doch so direkt schreibst, dass du MICH meinst...) Denn wärend ich den Unterschied zwischen "Scheinbar" und "anscheinend" scheinbar begriffen habe ;-) mach ich das mit "welcher/welche/welches" auch ganz gerne. Dazu kommt, dass ich Schweizer bin. Wir haben nur eine Vergangenheitsform (das Perfekt) und da ist beim hochdeutsch schreiben schon mal ein wenig Verwirrung möglich. Da aber weder die "Geschäftsfrau" noch die "Fähigkeiten" in meinem Text vorgekommen sind (oder vorkamen ;-) halte ich mich einfach mal für unschuldig. Ist besser für mein Ego..

Ach übrigens, da ich's sonst noch nirgendwo losgeworden bin: Deine Kampagnenberichte im Forum sind super, die geben mir mal 'nen Eindruck davon, was man mit UA so machen kann. Ich bin da immer noch ein wenig am Rudern (ich leite gerade eine Cthulhu-Runde nach UA-Regeln, weil mir da mehr dazu eingefallen ist).

10:04 PM  
Blogger Jasper said...

Nein, ich meine nicht dich :). Ist aber auch egal, denn mein kleiner Ärger ist sowieso verraucht. Lang leben unsere Hobbyübersetzer! Und Schweizer dürfen sowieso alles.

9:28 AM  

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