Dienstag, September 11, 2007

Der Untergrund in rosa

Was rollenspielmäßig so im Internet abgeht interessiert mich schon seit geraumer Zeit nicht mehr so wie früher, weil mir für Forums- und Blogschmökern immer mehr die Zeit fehlt. Kein Wunder, dass ich auch das Blog des Hofrats Settembrini seit längerer Zeit nicht mehr angeschaut habe. Der Tonfall dort gefiel mir noch nie und viele der dort vertretenen Thesen waren mir zu schräg. Trotzdem hab ich dann und wann mitgelesen, weil der Hofrat -wenn er will- auch amüsant sein kann und mit seiner Forderung nach Renaissance des abenteurlichen Spiels ein paar lesenswerte Betrachtungen über die deutsche Szene abgegeben hat.

Dass ich dennoch nichts verpasst habe, zeigt die oberflächliche Lektüre des angehängten Forums. Zuletzt fragt dort ein User, ob denn die gesamte Szene "von Schwuchteln unterwandert sei" und der Hofrat höchselbst führt die Signatur, in der auf "girlie men" geflucht wird. Zensur im Netz ist was fürchterliches, aber die anderen User scheint´s nicht zustören, kein Protest nirgends jedenfalls. Es kommt halt doch zusammen, was zusammen gehört: Die Landkarte von Ostpreussen, die Bewunderung kernig-männlicher Spielinhalte und der Schwulenhass, der sich mit der Bewunderung für den schwulen Thomas Mann und den schwulen Preussenkönig nicht zu beissen scheint. Oder muss sich das Schwärmen für diese Männer demonstrativ vom Schwuchteltum abgrenzen? Man kennt das ja, ist wie beim Gemeinschaftswichsen beim Militär, wo natürlich auch keiner schwul sein will.

Was mich umstandslos zu einer Feststellung bringt, die eigentlich überflüssig sein sollte: Uns als Verlag ist es egal, was ihr mit wem macht. Die Schwuchteln, Tucken, Weicheier, Mannweiber und Wildfänge müssen uns nicht unterwandern, sie sind schon da. Zum Glück. Und wir sind nicht so dumm zu glauben, dass eure Orientierung irgendwas damit zu tun hat, ob ihr gern Elfen spielt oder beim Rollenspiel auf Lederrüstungen steht. Macht was ihr wollt. Ihr seid im Forum und bei unserem Spiel willkommen.

Wen interessiert das? Ist das nicht selbstverständlich? Dachte ich auch. Offenbar nicht.

Und jetzt widme ich mich wieder wichtigerem, der Fertigstellung der "Postmodernen Magie" nämlich.

Eure Chefschwuchtel :).

11 Comments:

Blogger gaugau said...

hallelujah.
dankeschön.

2:02 AM  
Anonymous Anonym said...

Ja wie jetzt? Ihr als Verlag geht nicht vehement dagegen vor, daß Homosexuelle und andere Pervertierte Eure Produkte kaufen und weiß Gott wofür benutzen? Das ist doch ein Skandal! Wisst Ihr denn nicht, daß Ihr so Baby Jesus zum Weinen bringt? Kann denn nicht wenigstens einmal jemand an die Kinder denken?

Nein - da muss ich mir ja noch schwer überlegen, ob ich in Zukunft weiterhin Eure Produkte erstehe. Kannjawohlnichangehensowas

8:48 AM  
Anonymous Anonym said...

Also in Bayern würden wir sowas nie dulden, wo kämen wir denn dahin. :)
Ach ist die Welt manchmal komisch und bieder, gerade im RPG Bereich.
Irgendwie hat mich die sexuelle Orientierung meiner Spieler nie interessiert. Hm sollte es mir zu denken geben wenn ich 2 SMler in der Runde hab? Fehlt noch der Quotenschwule? Die Lesbierin?

1:09 PM  
Blogger Jasper said...

Nee. Spiel einfach mit den Leuten :). Dass sowas kein Thema sein muss, ist doch der Idealzustand. Normalerweise hab ich auch das Gefühl, dass es im Rollenspielbereich auch in einem guten Sinne egal ist, was man sexuell so macht. Aber machmal wird man halt mit der Nase drauf gestoßen, dass das nicht überall so ist. Ich ignoriere das meistens, weil ich nicht den ganzen Tag auf dem weißen Pferd der Rechtschaffenheit unterwegs bin. Aber einmal wollte ich doch deutlich sagen, dass ich das scheiße finden und dass man im UA-Umfeld mit solchen Sprüchen nicht zu rechnen hat.

1:46 PM  
Blogger xxxxxxxxxxxxxxxxxxx said...

*LOL*

@Tom: Wenigstens weiß ich deswegen jetzt auch das BDSM ein mehrschichtiges Akrynom ist.

Zum Thema Schwule kann ich nur sagen das Techno und House Parties wenn überhaupt nur halb soviel abgehen würden ohne Schwule.

Und wenn nicht gerade ein „Dirk Bach“-Typ versucht mich zu umarmen oder der Club von Fickfröschen meist ausländischer Herkunft unterwandert wird und die Frauenquote auch noch ok ist, stört es mich null. Erst recht nicht nach dem dritten Bier ;)

Soll Settembrini und Co. mal in die Welt gehen und gucken wie die Welt wirklich drauf ist. Im Netz waren sie wohl unfähig die richtigen Seiten zu finden.

3:02 PM  
Blogger Georgios said...

Ich denke dort schwingt einfach so'n Alpha-Männchen Machismo durch, der Leute dazu treibt sich immer wieder etablieren zu müssen. (Das ist ja generell so'n Problem von Internetforen.)

Das wird dann mit der naiven Weltsicht gepaart, dass Worte keine Substanz haben, wenn der Sprecher sie nicht verteidigt. Ich bin mir sicher, dass niemand der sich in dem Forum dieser Sprache bedient überzeugter Feind aller Nichtheteros ist.

In dieser Situation ist "schwul" der Modebegriff für "Ich bin besser" und mehr eigentlich nicht. Der Fehler ist natürlich, dass im Internet homophobe Hass-sprache immer homophobe Hass-sprache bleibt, egal wieviel Homophobie (sei sie offen oder versteckt) dahintersteht.

Das zu akzeptieren würde bedeuten dass man auch Verantwortung für das selbst Geschriebene übernehmen muss. Etwas was genau die Leute gerne meiden wollen, die das Internet als persönliche Spielwiese für die unangenehmeren Seiten ihrer Persönlichkeit nutzen.

12:28 AM  
Blogger Jasper said...

Hi Georgios,

dass die Forumsmitglieder des Hofrats (Settembrini ist doch gar nicht der Hofrat...aber egal), dass die also nicht mit Zaunlatten loslaufen und Schwule klatschen, das nehme ich auch erstmal an. "Alpha-Männchen-Machismo" trifft es sicher ganz gut.

Und dass "schwul" hier wie in jedem Rap meist "nur" als "scheiße" gemeint ist-auch klar. Dass das nichts mit Homophobie zu tun hat, bestreite ich aber. Warum soll sich gerade dieser Begriff so gut eignen, um Verachtung kenntlich zu machen, wenn man nicht zumindest akzeptiert, dass an Schwulen etwas Verächtliches ist? Klar, die wenigstens Menschen würden sich als homophob bezeichenn, wenn man sie danach fragt. Die wenigsten Menschen bezeichnen sich aber auch als Rassisten, auch wenn sie sich so verhalten.

Es ist schon so wie du schreibst: Man muss für seine Worte auch Verantwortung übernehmen, wenn man sie vielleicht "nicht so gemeint hat" und wenn man das nicht will, sollte man sie auch nicht verwenden.

9:22 AM  
Blogger Georgios said...

Ich wollte mit meinem Eintrag nicht sagen, dass hinter dem Gebrauch solcher Floskeln keine Homophobie steckt. Dass jemand der seine Ablehnung mit Begriffen wie "schwul" o.ä. ausdrückt homophob ist, dass steht für mich außer Frage.

Aber ob das daran liegt, dass die Person jegliche Darstellung von Nicht-Heterosexualiät als peinlich empfindet oder ein ausgeprägter Diskriminierungsdrang dahinter steht, das ist reine Spekulation. Erstes ist bedauerlich, aber wie ich finde entschuldbar. Letzteres ist uneingeschränkt abzulehnen.

Wohin sich ein solcher Eintrag in einem Rollenspielfan-Forum zuordnet, kann man denke ich nicht eindeutig sagen. Andere mögen sich sicherer fühlen eine solche Zuordnung zu machen.

11:53 AM  
Anonymous Anonym said...

Everything's fucking political. ;-)

4:28 PM  
Blogger Jasper said...

The call it pointless
We call it
Visibility

They call it way too rowdy
We call it
finally free

;).

1:40 PM  
Anonymous Anonym said...

es sollte selbstverständlich sein,
beides: keine zensur, keine homophobie.

be armed

http://ithappensnow.twoday.net/

2:25 PM  

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