Mittwoch, Februar 07, 2007

Fressen und wachsen, fressen und wachsen



Ähnlich wie die Plize in diesem Film gedeihen auch die Schnellschüsse: Die beiden letzten Szenarien "Freud und Leid" sowie "Und leise wächst das Gras" werden noch um kurze Spielalternativen ergänzt, dann ist Schicht. Und Dirk und ich bleiben als leere Hüllen zurück, von denen hoffentlich viele Sporen in eure Spielrunden fliegen...

Im Zuge des Korektorats werde ich auch selbst mit meiner Übersetzung von vor mehr als einem Jahr konfrontiert. Ich bin zufrieden, habe aber jetzt noch einmal viel stärker darauf geachtet, dass UA ein Gebrauchstext ist, der zum Spielen dient. Überhaupt ist ja die Übersetzung gerade dieses Spiels eine Gratwanderung zwischen dem Coolness - Faktor und dem Nutzwert: Der schnodderige Tonfall, die popkulturellen Anspielungen und der schwarze Humor machen einen großen Teil der Atmosphäre aus, die sich auf die Spielleitung und die Gruppe übertragen soll. Man soll gleich Lust zu Spielen bekommen, und die Vorbereitung nicht als lästiges Übel empfinden, sondern bereits beim Schmökern Spass haben. Anderersits darf man nicht stolpern, der Text darf nicht aufhalten, nicht verwirren, man setzt sich ja der Lektüre nicht als Selbstzweck aus, sondern möchte das Buch für die Planung einer gemeinsamen Aktivität verwenden. Da ist sorgfältiges Abwägen gefragt, und manchmal schmerzhaftes Streichen.

Für "Cool and the Gang!" hatte mich ursprünglich z.B. mal "Geschmeido!" überlegt, aber das war mir jetzt doch zu affektiert. Wer kennt schon Kool and the gang? Und selbst wenn: wer kennt Geschmeido? Und zu guter letzt: "geschmeidig" sagt eh keiner mehr, und selbst als man das noch gehört hat, kam es meistens aus dem Mund von äusserst uncoolen Leuten. Nix Cool and the gang. Also raus damit.

Und die Korrektoren haben natürlich auch zu meckern - zu recht. Gut, dass es sie gibt :).

Zweitens fällt mir bei der abschliessenden Bearbeitung noch einmal auf, wie unterschiedliche die Szenarien sind, und wie sehr ich mich dazu zwingen muss, den Wert anderer Spielstile anzuerkennen, die mit dieser Sammlung auch angesprochen werden sollen. "Und leise wächst das Gras" arbeitet zum Beispiel mit brutaler SL - Gewalt und, tja, ehrlich gesagt sogar ziemlich drastischem Railroading. Ich verstehe, warum der Autor so arbeitet - das Ziel ist eben, durch das Gefühl der Ausweglosigkeit und Ohnmacht ein klassisches Horrorszenario aufzubauen, wie man es etwa in einer Stephen King - Kurzgeschichte finden würde. Der Reiz für die Spieler soll bei dieser Art des Spiels eben einmal nicht in dem von mir so geliebten selbständigen Vorantreiben der Handlung liegen, sondern im Erleben einer Situation durch die Charaktere, und das Erspüren einer angmessenen Reaktion. Panik, Angst, "wirklich da sein" - durch die Brille eines fiktiven Charakters. Das ist nix für mich, aber trotzdem ist das Szenario auf seine Art sehr gut gemacht, und ich weiss genau, dass viele Spieler auf genau sowas stehen.

Auch das ein überraschender Perspektivwechsel als Chefredakteur: Man ist halt nicht mehr Fan, und muss möglichst Vielen etwas bieten. Mich so auch noch einmal in andere Arten des Spielens hineinzudenken, finde ich gerade sehr reizvoll. Fremdes kitzelt immer so angenehm im Hirn...wie ein Pilz, der beim Fressen juckt. Und wächst. Und frisst. Und wächst...

1 Comments:

Blogger swantje said...

was für ein magischer film

wunderschön

1:53 PM  

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